Rückblick: Das Anti-Atom-Jahr 2013 am AKW Neckarwestheim und in Heilbronn

In gut vier Stunden von Neckarwestheim nach Nürnberg
- Luftballons zeigen dramatische Auswirkungen von Atomunfall

Luftballonaktion zeigt: Neckarwestheim ist eine Gefahr weit über die Region hinaus

Bei der großen Antiatomdemonstration am 9. März 2013 in Neckarwestheim fand auch eine Luftballonaktion statt. Circa 500 Ballons mit angehängter Rücksendepostkarte wurden an die Teilnehmer der Kundgebung ausgegeben. Diese haben die Ballons gemeinsam vor dem Atomkraftwerk in den Himmel steigen lassen. Ziel dabei war, die Ausbreitung von radioaktiven Substanzen aus dem Reaktor zu visualisieren.
Inzwischen ist die Auswertung des Karten-Rücklaufs beendet. Das Ergebnis ist beeindruckend: es kamen insgesamt 56 Karten zurück, davon eine aus Niederschlesien/Polen und zwei aus Tschechien. Die Luftballons sind sehr schnell und vor allem sehr weit geflogen. 15 Ballons, d. h. knapp 30 %, haben mehr als 150 km zurückgelegt; die weiteste Strecke waren 504 km in weniger als 19 Stunden bis zum Auffinden! Dies ergibt eine mittlere Driftgeschwindigkeit von mehr als 26,5 km/h. Am schnellsten war ein Ballon Nr. 35, der die 76 km bis Wettringen b. Rothenburg o.T. in nur 2 Stunden zurückgelegt hat und somit eine mittlere Fluggeschwindigkeit von 38 km/h erreicht hat. Wahrscheinlich sind wohl alle Ballons in etwa mit dieser Geschwindigkeit geflogen und lagen dann mehr oder weniger lange auf dem Erdboden, bis sie aufgefunden worden sind, etliche tagelang. Deshalb macht es auch keinen Sinn, für die später als am Folgetag vormittags aufgefundenen Ballone noch eine Flugzeit zu ermitteln. Die erreichte Entfernung hingegen bleibt aussagekräftig. Daraus ergibt sich, daß etwa der Großraum Nürnberg-Erlangen in gut 4 Stunden erreicht wurde. Anbei eine Karte mit den eingetragenen Fundorten aller zurückgesandten Flugkarten, nähere Detailinfos können gerne zugesandt werden.
Aus unserer Sicht zeigt sich hier, dass das Atomkraftwerk Neckarwestheim eine Gefahr darstellt – weit über unsere Region hinaus. Das betrifft zum einen die Emissionen aus dem Normalbetrieb. Die Luft aus dem 150 Meter hohen Abluftkamin des AKW Neckarwestheim ist von radioaktiven Substanzen kontaminiert, für Substanzen wie Jod 131 und Tritium sind sogar Grenzwerte festgesetzt worden, so dass ganz legal diese Strahler abgeleitet werden dürfen. Ob darüber hinaus auch andere Stoffe wie z.B. Alphastrahler unbemerkt den Kamin verlassen, kann nur unzureichend festgestellt werden, da der messtechnische Nachweis sehr schwierig ist. Alle diese Substanzen verbreiten sich also weiträumig in Windrichtung wie die Luftballons. Bei den vorherrschenden Westwinden ist insbesondere der Raum Schwäbisch Hall und Crailsheim, aber auch darüber hinaus betroffen. Wenn dort jemand an einem Tumor erkrankt, kann die Ursache dafür durchaus in Neckarwestheim zu suchen sein.
Zum anderen zeigt die Auswertung der Luftballonaktion dramatische Auswirkungen für den Fall eines Atomunfalls in Neckarwestheim. Die radioaktive Wolke im Falle eines Kernschmelzunfalles, wie er sich vor zwei Jahren am 11. März 2011 in Fukushima/Japan ereignet hat, würde sich in Windeseile verbreiten: Hohenlohe und Schwäbisch Hall wäre sofort betroffen, selbst Rothenburg o.d.T wäre in zwei Stunden erreicht. Der Ballungsraum Erlangen/Fürth/Nürnberg müsste innerhalb von 4 Stunden evakuiert werden – ein unmögliches Unterfangen! Hunderttausende von Menschen wären in kurzer Zeit betroffen und könnten nicht aus der Gefahrenzone gebracht werden. Alle geltenden Katastrophenschutzpläne gehen auf solche Szenarien nicht ein. Laut einer Auskunft der Landesregierung 2009 sind beispielsweise Jodtabletten nur im Umkreis von max. 10 km an die Bevölkerung verteilt worden, die Bevölkerung von Lauffen am Neckar soll nach Schwäbisch Hall evakuiert werden. Der Flug der Ballons am 9. März zeigt, wie unzulänglich diese Pläne sind.
Im 20 km-Umkreis des AKW Neckarwestheim leben 675.000 Menschen, mehr als achtmal so viele wie um Fukushima! Auch in deutschen Atomanlagen ist ein schwerer Unfall jederzeit möglich. So ist am 21.9.1977 dem Südwesten Deutschlands nur dank glücklicher Umstände eine ähnliche Katastrophe wie in Fukushima erspart geblieben, als sich im Atomkraftwerk Neckarwestheim ein schwerer Anfahrstörfall ereignete, der wochenlang vor der Öffentlichkeit vertuscht wurde.
Deshalb ist der Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Neckarwestheim nicht zu verantworten.

Samstag, 09.03.2013, 13 Uhr

Bahnhof Kirchheim/Neckar

 Demo zum Atomkraftwerk Neckarwestheim

 

Fukushima mahnt – jetzt handeln !


Bei der Kundgebung am 09.03.2013 mit durchgehend trockenem Frühlingswetter
haben etwa 3000 Atomkraftgegner vom Bahnhof Kirchheim zum Atomkraftwerk
Neckarwestheim demonstriert. Motto: "Fukushima mahnt -jetzt handeln!".

Auf der Wegstrecke wurde mit einer Installation eindrücklich daran
erinnert, dass wirksamer Katastrophenschutz im Falle eines GAU in
Neckarwestheim nicht möglich ist. Zum Andenken an die Katastrophe in
Japan wurden Kraniche und eine Gedenk-Tagebuchaktion aufgebaut. Mit
einem gemeinsamen Start von hunderten Luftballons erinnerten die
Demonstranten daran, wie weit radioaktive Teilchen fliegen können und
viele Informations- und Verpflegungsstände standen den Teilnehmern zur
Verfügung. In den Redebeiträgen wurde zu weiteren Aktivitäten aufgerufen
(Axel Mayer: "Wir sind noch lange nicht am Ziel") und einen Höhepunkt
erreichte die Kundgebung, als die Teilnehmer abwechselnd deutsch und
japanisch skandierten "Abschalten" und "Dame Dame Genpatsu". Musikalisch
wurde die Kundgebung von "Auftakt", "Lokomotive Stuttgart" und "Broken
Base" untermalt.

Die Demonstration hat wieder einmal gezeigt: Wir sind nicht zufrieden mit dem
Weiterbetrieb der Atomanlagen. Wir wollen Neckarwestheim jetzt abschalten. 

Videos

Solidaritätsbotschaften aus und nach Japan (13:09)
http://www.fluegel.tv/beitrag/6167

Kurzfassung mit den Solidaritätserklärungen von und nach Japan (14:20):
http://www.youtube.com/watch?v=hrpiGU7tfZo&list=UUnyZ0CgIKFI7FYM-uGQiEmw

Mittellange Fassung, ähnlich wie die Kurzfassung, aber plus Rede von Herrn
Takada und Ballonstart (33:40):
http://www.youtube.com/watch?v=LAVzyiwmVJs&list=UUnyZ0CgIKFI7FYM-uGQiEmw

Lange Fassung mit tollen Aufnahmen der ganzen Demo (57:48):
http://www.youtube.com/watch?v=cH4yE2l4ZJY&list=UUnyZ0CgIKFI7FYM-uGQiEmw

Erste Variante der Langfassung ohne Beschriftungen  (57:48):
http://www.youtube.com/watch?v=jjxsQd0vwv0&list=UUnyZ0CgIKFI7FYM-uGQiEmw&index=1 

Katastrophen-Szene (6:28):
http://www.youtube.com/watch?v=ZwUJLKf0Q8s&feature=youtu.be

dame dame genpats - Grüsse aus Neckarwestheim nach Japan (2:20):
http://www.youtube.com/watch?v=fh6esFVgT0U

Cams21 Videos:
http://bambuser.com/channel/Klangerzeuger

Medienberichte

Landesschau 09.03.2013 (1:08): 
http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=11117028/1t81r9n/index.html

Tagesschau 09.03.2013:
http://www.tagesschau.de/inland/atomprotestbund100.html

Tagesthemen 09.03.2013:
http://www.tagesthemen.de/multimedia/sendung/ts40732.html

Presse

Heilbronner Stimme, 11.03.2013
http://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/Grossdemo-gegen-Atomkraft;art16305,2740178

Samstag, 09.03.2013, 13 Uhr

Bahnhof Kirchheim/Neckar

 Demo zum Atomkraftwerk Neckarwestheim

 

Fukushima mahnt – jetzt handeln !

Die Atomkatastrophe von Fukushima jährt sich zum zweiten Mal. Von den zerstörten Reaktoren und von den dort gelagerten abgebrannten Brennelementen geht unvermindert eine große Gefahr aus.  Die Toten des Tsunami sind inzwischen begraben, die meisten Toten des mehrfachen Super-GAUs werden erst zukünftig zu betrauern sein. Fukushima tötet langsam, über Generationen. Radioaktive Kontaminationen sind in weiten Teilen Japans Alltag, nicht nur in den evakuierten Gebieten. Die Auswirkungen zeichnen sich ab: So werden schon jetzt vermehrt Schilddrüsenanomalien bei Kindern festgestellt.

Zwei Jahre nach dem Super-GAU in Japan mahnt Fukushima auch uns in Baden-Württemberg zum Handeln: Im dicht besiedelten Südwestdeutschland stehen die meisten Atomkraftwerke, dies- und jenseits der Grenzen. Nach einer Studie des Max-Planck-Instituts tragen wir hier das weltweit höchste Verstrahlungs-Risiko im Falle eines GAUs. Deshalb müssen wir hier bei uns anfangen: Neckarwestheim II und Philippsburg II sofort stilllegen. Das ist ein wichtiges Signal auch an unsere Nachbarländer.

Nicht nur Japan, sondern auch unsere Region ist ein Erdbebengebiet. 1978 wackelte in Albstadt der Boden durch ein Erdbeben mit der Stärke 5,7 auf der Richterskala . Falls ein vergleichbares Erdbeben in Neckarwestheim stattfinden würde, wäre der Reaktor dafür nicht ausgelegt, da Hohlräume im Untergrund zu vermuten sind. Die amtlichen Gutachten gehen hingegen von stabilem Felsgestein aus. Auch deshalb ist der Weiterbetrieb von Neckarwestheim nicht zu verantworten.

Die Erfahrungen in Fukushima machen eine Überarbeitung der Katastrophenschutzpläne notwendig. Selbst das Bundesamt für Strahlenschutz stellt fest, dass die bisherigen Notfall-Planungen in Deutschland nicht ausreichen. So muß die Evakuierung von deutlich größeren Gebieten (Radius zwischen 100 km und 170 km) vorbereitet werden. Aber keine der zuständigen Landesregierungen wird tätig.

Ein nuklearer Unfall z.B. in Neckarwestheim bedeutet die Unbewohnbarkeit großer Teile Baden-Württembergs. Wir fordern die Baden-Württembergische Landesregierung  auf, mit uns die sofortige Stilllegung der Atomkraftwerke umzusetzen. Das Interesse an einer Dividendenausschüttung der EnBW darf nicht die Energiepolitik des Landes dominieren !

Eine Allparteienkoalition versucht sich derzeit auf ein „ Endlagersuchgesetz“ zu einigen. Aber es wird über Generationen hinweg kein sicheres sogenanntes Endlager geben. Auch deshalb müssen die AKWs jetzt abgeschaltet werden. Sonst vergrößern wir Tonne um Tonne das unlösbare Atommüll-Problem für unsere Nachkommen.

Auch die Urananreicherung in Gronau, die Brennelementefertigung in Lingen und die Förderung der Atomforschung müssen umgehend gestoppt werden.

Die Landesregierung von Baden-Württemberg gibt dem „alten“ Zentralismus in der Energieversorgung Bestandsschutz und gesteht der EnBW eine tragende Rolle zu. Eine echte Energiewende basiert jedoch auf einer dezentralen und bürgernahen Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie. Energie ist  Daseinsvorsorge - sie gehört nicht in die Verfügungsgewalt einer gewinnorientierten Aktiengesellschaft.


Wir fordern:
Sofortausstieg aus der Atomkraft
Dezentrale Energiewende beschleunigen

 

 

Anti-Atom-Flashmob - Die In

Sa, 02.03.2013, 18 Uhr, Heilbronn, Treffpunkt vor K3, durch die Innenstadt bis 19 Uhr

Die Heilbronner Einzelhändler laden am Samstag 2.3. zum Nightshopping unter dem Motto "Feuer & Flamme für Heilbronn". Diesem Motto schließen wir uns mit einer Flashmob-Serie am 2.3. an: Wir wollen auf das tägliche, brandgefährliche Risiko eines GAUs in Neckarwestheim hinweisen und auf die Demo am 2. Fukushima-Jahrestag eine Woche später am 09.03.2013 aufmerksam machen.

  • Treffpunkt am Samstag 2.3. um 18 Uhr vor dem K3
  • Unauffällig mischen wir uns unter das Shopping-Volk

Der sich mehrmals an verschiedenen Stellen in der Fußgängerzone wiederholende Ablauf:

  • Plötzlich wird ein Papp-AKW-Modell aufgebaut
  • Mit Blinklicht und auffälligem Alarm-Signalton wird der Störfall ausgerufen
  • Eine Sperrzone wird mit schwarz-gelbem Absperrband eingerichtet
  • Die Menschen innerhalb der Sperrzone fallen "tot" um.
  • Außerhalb der Sperrzone werden Flyer für die Demo am 9.3. verteilt

Nach etwa einer Minute geht es unauffällig weiter zum nächsten Die-In. 

http://www.energiewendeheilbronn.de/phpwcms/index.php?flashmob-die-in

 

http://anti-atom-demo.de/

Am bundesweiten Aktionstag am 9. März 2013 finden auch an den AKWs Grohnde (Niedersachsen) und Gundremmingen (Bayern) sowie an der Uranfabrik Gronau (NRW) Demonstrationen statt. Sie werden koordiniert von regionalen Trägerkreisen in Grohnde, Gronau und Gundremmingen sowie von

 Alle Informationen auf www.anti-atom-demo.de